Stonehaven und Dunnattor Castle

Stonehaven ist eine Küstenstadt in Aberdeenshire, rund 25 km südlich von Aberdeen. Die Siedlung wuchs an einer geschützten Bucht, wo der Carron Water und der Cowie Water ins Meer münden; der kleine Naturhafen wurde spätestens im 17. Jahrhundert zum Herz des Ortes. Bis ins 19. Jahrhundert lebte Stonehaven vor allem vom Fischfang (insbesondere Hering) und vom lokalen Handel. Die Bahnverbindung an der Ostküstenstrecke und später der Ausbau der Straßen machten den Ort zudem zum Ausflugsziel und Wohnort für Pendler nach Aberdeen.

Die Geschichte der Gegend ist deutlich älter: Nördlich der Stadt liegen die Reste des Pikten-Fortes auf Dunnicaer, und über Stonehaven verläuft das östliche Ende der Highland Boundary Fault—die geologische Trennlinie zwischen Highlands und Lowlands. Überregional berühmt ist das nah gelegene Dunnottar Castle: Die dramatisch auf einer Felshalbinsel über der Brandung thronende Festung war im Mittelalter und in den Bürgerkriegen von strategischer Bedeutung; hier wurden im 17. Jahrhundert die schottischen Kronjuwelen vor Oliver Cromwells Truppen verborgen. Die Ruinen sind heute das Wahrzeichen der Stadt und ein Muss für jeden Besuch.

Im historischen Kern rund um den Hafen stehen enge Gassen, Granithäuser und das alte Tolbooth (ehemaliges Gerichts- und Gefängnisgebäude, heute kleines Museum). Südlich am Hang erinnert das eindrucksvolle Kriegerdenkmal in Form eines dorischen Rundtempels an die Gefallenen der Weltkriege—mit großem Blick über Bucht und Castle. Ein lokales Kuriosum ist das Stonehaven Open-Air Pool, ein beheiztes Meerwasser-Freibad im Art-Déco-Stil aus den 1930er Jahren, das in den Sommermonaten Kultstatus genießt. Technikhistorisch verbunden ist Stonehaven zudem mit Robert William Thomson, der hier aufwuchs und als (Mit-)Erfinder des luftgefüllten Reifens gilt.

Kulturell hat sich die Stadt einige Eigenheiten bewahrt. Bekannt ist das Hogmanay-Feuerballfest zu Neujahr: Männer und Frauen schwingen brennende Drahtkugeln über dem Kopf und marschieren damit durch die High Street zum Hafen—ein spektakulärer, jahrhundertealter Brauch, der symbolisch das alte Jahr „ausbrennt“. Übers Jahr locken Küstenwanderwege (etwa die Klippenroute zum Dunnottar Castle), Vogel- und Delfinbeobachtungen sowie Rad- und Laufstrecken entlang der alten Bahntrassen. Kulinarisch bietet der Hafen frischen Fisch, gemütliche Pubs und, für die Naschkatzen, ausgezeichnete Eisdielen.

Geschichte von Dunnottar Castle

Lage & Ursprung
Dunnottar Castle thront auf einer steilen, vom Meer umbrandeten Felsnase südlich von Stonehaven. Ein schmaler, heute gestufter Zugang verbindet die Anlage mit dem Festland – perfekt, um Angreifer zu entmutigen. Früheste Befestigungen reichen vermutlich bis in die piktische Zeit zurück; sicher belegt sind mittelalterliche Bauten ab dem 13./14. Jahrhundert.

Mittelalter & Aufstieg der Keiths
Ab dem 14. Jahrhundert wurde Dunnottar zur Stammburg der Earls Marischal aus dem Clan Keith. Als „Marischal of Scotland“ war die Familie für die Sicherheit des Königs und die Ausrichtung der Krönungsfeierlichkeiten verantwortlich – politisches Gewicht, das sich in der Größe der Burganlage widerspiegelt. In dieser Phase entstanden zentrale Teile wie der Keep (Tower House), Hallen, Küchen und Wirtschaftsgebäude.

Reformationszeit & Bürgerkriege
Im 17. Jahrhundert rückte Dunnottar ins Zentrum der schottischen Geschichte:

  • Schutz der Kronjuwelen (Honours of Scotland, 1651–1652): Während Cromwells Truppen Schottland unterwarfen, wurden die Honours in Dunnottar in Sicherheit gebracht und – legendär – aus der belagerten Burg geschmuggelt und in Kincardine Kirk versteckt. Damit überdauerten die Kroninsignien die englische Besatzung.
  • Belagerungen & Gefangenschaft: Die Burg wurde mehrfach belagert; der berüchtigte Whigs’ Vault erinnert an die Inhaftierung presbyterianischer Dissidenten (Covenanters) unter harten Bedingungen.

Niedergang
Nach der Beteiligung der Earls Marischal an den jakobitischen Aufständen im 18. Jahrhundert wurden Besitzungen eingezogen; die Burg verfiel. Dächer und hölzerne Strukturen verschwanden, die Mauern blieben – als kraftvolle Ruine über der Brandung.

Rettung & Neuzeit
Im 20. Jahrhundert begann eine konservierende Instandsetzung. Heute ist Dunnottar eine der ikonischsten Ruinen Schottlands, filmreif (und tatsächlich Filmkulisse), ein Publikumsmagnet und ein starkes Symbol schottischer Eigenständigkeit.

Die Anlage

Portkhaus & Zwinger: Eng geführter Zugang mit Toren und Knickpunkten – mittelalterliche „Firewall“.

Keep/Tower House: Wehrturm mit Wohn- und Repräsentationsräumen der Lords.

Great Hall & Küchen: Zentrum höfischen Lebens; riesige Kamine, Vorratsräume, Brau- und Backhäuser.

Kapelle: Spätmittelalterliche/neuzeitliche Andachtsstätte der Burgbewohner.

Whigs’ Vault: Gewölberaum, in dem 1685 Covenanter gefangen gehalten wurden.

Batterien & Bastionen: Küstenseitig ausgerichtet – Artillerie gegen Seeangriffe.

 

 

 

18. August 2025

Stonehaven

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