Japan – Gagaku

Geschichte

Gagaku ist die traditionelle Musik des japanischen Hofes. Das Wort gagaku wird mit den beiden chinesischen Kanjis für „elegante Musik“ (ya-yüeh) geschrieben. Zum ersten Mal entwickelte sich eine eigenständige Musik in Japan während der Heian-Zeit (794-1192). Im Gegensatz zur Musik des gemeinen Volkes, entwickelte sich die aus dem Ausland beeinflußte Musik ständig weiter. Gagaku ist die Musik, die hauptsächlich am japanischen Hof von den Edelleuten und anderen höheren Ständen aufgeführt wurde.

Mit dem Untergang der Klasse der Edelleute in der frühen Kamakura Periode (1185-1333) nahm die Popularität stark ab. Gagaku wurde nur von einigen wenigen Edelleuten und Innungen am Leben erhalten. Die Musiker waren lokal voneinander isoliert in drei Gruppen, in Kyoto, Nara und Osaka. Von dieser Zeit bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Gagaku-Tradition ohne Unterstützung des kaiserlichen Hofes erhalten, einige Aufführungsarten gingen dabei aber für immer verloren. Mit der Meiji Restauration im Jahre 1868 und der Wiederherstellung des kaiserlichen Hofes in Tokio wurden die drei Gruppen wieder als die offiziellen Musiker des neuen Staates zusammengeführt. Auch wenn die Anzahl der Musiker seit dem Ende der Heian Periode stark zusammengeschrumpft war, so erstarkte doch wieder das Interesse an Gagaku und auch die Zahl der Musiker nahm wieder zu. Bis in die heutige Zeit führen sie rituelle Musik auf und geben öffentliche Konzerte.

Einteilung

Man teilt Gagaku in drei Kategorien ein:

  • die originale Musik aus dem asiatischen Ausland (China, Korea)
  • reine japanische Musik
  • Musik, die in Japan komponiert wurde, aber von der Musik anderer Länder beinflußt wurde.

Der Ursprung liegt, wie schon erwähnt in Korea, China und anderen Ländern Südost- und Südasiens. Die Musik mit chinesischem Ursprung wird als togaku und die mit koreanischem Ursprung als komagaku bezeichnet. Gagaku ist rein orchestrale Musik, ohne jeden Gesang. Verbunden mit einer Tanzaufführung wird sie auch als Bugaku bezeichnet.

Togaku weist das größte Repertoire auf, es umfaßt weit mehr als 100 Stücke. Diese können als rein orchestrale (auch als „Wind und Kette“ bezeichnet) oder als Bugaku aufgeführt werden, komagaku dagegen nur als Bugaku.

Hichiriki Taiko

Instrumente

Die Instrumentierung bestimmt sich aus der Musik, die aufgeführt wird, ein schintoistisches Ritual, komagaku, togaku, letzteres als kangen oder bugaku. Hichiriki, eine kleine doppelte Pfeife, ähnlich der Oboe oder einer Schalmei, wird immer eingesetzt. Drei verschiedene Flötenarten kennt das Gagaku, die kagurabue (für schintoistische Rituale), die komabue (für komagaku) und die ryuuteki oder auch Drachenflöte (für togaku). Togaku benutzt zusätzlich auch noch eine sogenannte kleine Mundorgel, bestehend aus 17 Bambuspfeifen, die shoo. Togaku und komagaku setzen jeweils drei Schlaginstrumente ein, zwei von ihnen kommen in beiden Musikrichtungen vor. Das sind die taiko, eine hängende Trommel, die immer den kräftigsten Takt spielt und shooko, ein kleiner Bronzegong, dessen trockener metallener Klang die taiko betont. Um den langsamen Rhythmus von taiko und shooko zu untermalen, werden kleinere Trommeln für die Zwischentakte eingesetzt. Im komagaku ist es eine kleine Stundenglas-Trommel, die san no tsuzumi, gespielt mit einem einzelnen Stock. Die kakko, eine kleine mit zwei Stöckern gespielte Trommel, wird im togaku eingesetzt. In der schintoistischen Gesangsmusik kennt man nur ein Schlaginstrument, ein Paar hölzerner Klöppel (shakubyoshi), gespielt vom ersten Sänger der Gruppe.

Saiteninstrumente werden nur im kangen oder in der Kammermusikabteilung des togaku gespielt: die gakuso (oder auch koto) und die biwa. Eine koto ist eine 13-saitige Zither mit individuell beweglichen Stegen für jede Saite. Die biwa ist eine 4-saitige Laute, gespielt mit einem hölzernen Plektrum.

Die Hauptmelodie eines Gagaku-Stückes wird getragen vom Wind und vom schintoistischen Gesang in den Schreinen. Es sind hauptsächlich sehr langsame Melodien, mit immer wiederkehrenden Themen für die Trommel. Komagaku und togaku haben jeweils für sich sehr komplizierte Einteilungen, die sich in den eingesetzten Instrumenten und den Melodiefolgen unterscheiden.

Bugaku

Bugaku teilt man ein in den Tanz zur Rechten (uhoo samai no mai) und den Tanz zur Linken (sahoo no mai), was sich auf die zwei Seiten des kaiserlichen Hofes bezieht. Daneben gibt es noch weitere Einteilungen bezüglich Form und Stil, z.B. in bu no mai (militärischer Tanz) und bun no mai (ziviler Tanz) – wie in den alten chinesischen rituellen Tänzen.

Die reich bestickten und sehr komplex gewobenen Seidenkostüme der Tänzer repräsentieren die zivile oder die militärische Kleidung des Heian-Hofes. Die Kostüme des sahoo no mai sind in rot gehalten, während die für uhoo no mai grün oder blau sind, was die Farben der verschiedenen Ränge am kaiserlichen Hof repräsentieren soll. Auch die Musiker tragen reich bestickte Seidenumhänge in den verschiedensten Farben, wenn sie die Tänzer begleiten. Zu kangen, den Kammermusikaufführungen, tragen die Musiker einfachere, meistens rostbraune mit senkrechten Fäden durchwobene Umhänge. Bei der Aufführung heiliger schintoistischer Rituale tragen die Musiker dagegen weiße Umhänge im Stil der Heian-Höflinge oder einfache rote oder blaue, in Abhängigkeit vom aufgeführten Tanz.