Japan – Etikette im Haus

Was ist die richtige Form der Begrüßung?

Es gehört heute zur Allgemeinbildung, dass es in Japan üblich ist, sich als Begrüßung zu verbeugen. Diese japanische Verbeugung an jedem Ort und zu jeder Zeit ist oft eine Quelle der Belustigung für viele Ausländer. Während Abendländer typischerweise einen Händedruck anbieten, wenn sie Wärme oder Aufrichtigkeit zeigen wollen, ist es japanische Art, sich von der Taille herab in einer Geste von stiller Achtung zu verbeugen. Ohne ein Wort, kann eine Verbeugung eine Begrüßung, ein „Auf Wiedersehen“ oder einen Ausdruck von Dank darstellen.

Die Form der Verbeugung, die von den Traditionen der Kriegerkaste (samurai) herrührt, leitet sich von der Art der Verbeugung ab, die man ausführt, wenn man auf einer Tatami sitzt. Es gibt zahlreiche Nuancen der Verbeugung, die davon abhängen, zu welchen Umständen sie ausgeführt werden. Zum Beispiel hängt die richtige Tiefe der Verbeugung von der entgegenzubringenden Achtung und dem Geschlecht des Gegenüber ab.

Auf einer Tatami sitzend beugen Sie Ihren Oberkörper gerade nach vorn und halten den Rücken dabei gestreckt, die Arme in natürlicher Haltung nach vorn und die Spitzen der Finger treffen sich auf dem Fußboden in einem Abstand von etwa 10 cm. Die Verbeugung wird so tief ausgeführt, daß der Kopf ca. zwanzig Zentimeter vom Fußboden entfernt ist. Dies ist eine Verbeugung, die in den meisten Fällen angebracht ist. Man sollte immer beachten, daß die Taille sozusagen der Drehpunkt ist und der Oberkörper gerade wie ein Brett gehalten wird.

Wichtig ist auch die Atmung, eine Methode ist reisansoke (drei Atemzüge). So sollte man einatmen während des Herunterbeugens, dann ausatmen und wieder einatmen wenn man sich aufrichtet. Angeblich wird die Verbeugung nur mit der richtigen Atemtechnik in der richtigen Art und Weise und vor allem Eleganz ausgeführt.

Die stehend ausgeführte Verbeugung wird in drei Kategorien unterteilt: die leichte Verbeugung, die normale und die höflichste Verbeugung. Der einzig bedeutende Unterschied ist der Winkel, der mit der dem Gegenüber entgegengebrachten Achtung größer wird. In den meisten Fällen ist eine Verbeugung von 45 Grad die richtige Wahl. Mit 15 Grad verbeugt man sich nur vor Personen mit denen man sehr vertraut ist, wie Familienangehörigen oder guten Freunden. Eine 90 Grad-Verbeugung ist zeremoniellen Angelegenheiten wie einem Besuch in einem Schrein oder buddhistischen Tempel vorbehalten.

Bei einer Verbeugung lassen Sie Ihre Hände am besten natürlich herabhängen. Das ganze nicht verkrampft, sondern möglichst locker und natürlich und während der Verbeugung bilden Kopf und Rücken eine gerade Linee – so einfach ist das.

Bedenken Sie immer – in Japan gilt: „wahre Achtung beginnt mit der Geste …“

 

Zu Besuch im japanischen Haus – und nun … ?

In einem Vorraum zieht man sich seine Schuhe aus und bekommt vom Gastgeber ein paar Hauslatschen. Beim Wechseln der Schuhe sollte man seinem Gastgeber niemals den Rücken kehren (keine Sicherheitsmaßnahme, nur eine Frage der Höflichkeit). Für den Toilettengang stehen fast immer auch extra Latschen bereit, meistens in leuchtenden Farben, damit auch jeder sieht, daß man nach dem Toilettenbesuch das Wechseln vergessen hat. Auch für den Gang in den Garten oder einen kurzen Spaziergang hält ein japanisches Haus immer extra Schuhe bereit (geta).

Man sitzt auf der tatami (Reismatte) an einem flachen Tisch auf einem Kissen. Ursprünglich wurde dabei immer auf den angehockten Beinen gesessen, was die japanische Dame auch heute noch tut. Nur dem Herrn wird es nachgesehen, wenn er im Schneidersitz hockt oder die Beine heimlich unter dem Tisch ausstreckt. Es gilt übrigens als Beleidigung, wenn man seine Beine in Richtung einer anderen Person ausstreckt.

Warum darf man nicht auf die Kanten der Tatami treten?

Wenn man sich in Japan aufhält hört man früher oder später: „Trete nie auf den Rand der Tatami!“. Wenn man dann nach dem Grund fragt, erhält man in den seltensten Fällen eine erschöpfende Antwort. Vermutlich stammt dies aus Ashikagas Zeiten, als es noch üblich war, die täglichen Speisen für Höhergestellte auf kleinen Tischchen zu servieren. Diese wurden mit den Speisen darauf in den Raum getragen. Damit nun die Bediensteten dabei nicht „auf das Essen ausatmen“, trug man die Tischchen in Augenhöhe. Dies machte es allerdings unmöglich, sich im Raum zu bewegen, es sei denn, man orientiert sich an den Tatami. Männliche Bedienstete gingen immer 3 Schritte und weibliche 5 Schritte auf einer Tatami, man trat dabei nicht auf die Ränder der Tatami.

Eine andere Erklärung ist die, dass es zu diesen Zeiten in den Räumen, die von Personen in unterschiedlichen Rängen benutzt wurden, auch unterschiedliche Tatami für die höheren und niederen Ränge gab. Da es verboten war, Tatamis die nicht für den eigenen Rang vorgesehen waren, zu betreten, konnte man natürlich auch nie auf den Rand treten.


Von der Kunst eine Tür zu öffnen …

Ein wichtiger Teil der japanischen Etikette, die man (vielleicht) wissen sollte, ist der richtige Weg, ein fusuma (japanische Schiebetür) aufzumachen und zu schließen. Dieser besteht aus drei Schritten: Man sitzt im formellen Style vor dem fusuma und öffnet die Tür gerade soweit, um mit der Hand zwischen Tür und Rahmen greifen zu können. Dann schiebt man mit der linken Hand die Tür weiter auf und faßt dazu etwa 30 cm vom Fußboden entfernt zu. Vollständig aufgeschoben wird die Tür dann mit der rechten Hand. Man mag sich fragen, wie sich solch eine recht komplizierte Prozedur zum Öffnen einer einfachen Tür entwickeln konnte. Wenn man aber bedenkt, daß in Japan immer alles sehr beengt zugeht, die meisten nur über wenig Privat- oder Intimsphäre verfügen, dann gibt die Methode eine Tür langsam in mehreren Schritten zu öffnen den Bewohnern des Raumes die Möglichkeit, sich darauf einzustellen. Natürlich öffnet heute kaum noch jemand auf diese Art und Weise eine Schiebetür, dies ist traditionellen formalen Angelegenheiten, wie einer Teezeremonie vorbehalten.