Japan – Geschichte Meiji

Kaiser Mutsuhito gab seiner Regierungszeit den Namen Meiji (Erleuchtete Regierung) und verlegte die Residenz nach Edo, das, umbenannt in Tokio (östliche Hauptstadt), 1868 Hauptstadt Japans geworden war. Gestützt auf einen Kreis fortschrittlich eingestellter Berater, von denen sich einige zu zeitweiligen Studien ins Ausland (USA und Europa) begaben, setzte er eine Reihe von Reformen durch, die zusammenfassend als die Meijirestauration bezeichnet werden.
Die Gesellschaftsordnung, das Rechtswesen, die Verwaltung, die Währung, das Heerwesen und der Kalender (1873 gregorianischer Kalender) wurden modernisiert, die allgemeine Schulpflicht, das neuzeitliche Postwesen, die Eisenbahn sowie weitere technische Neuerungen eingeführt. Dabei stieß die Regierung nur 1877 auf nennenswerten Widerstand. Im etwa acht Monate dauernden Satsuma-Aufstand sammelten sich die Gegner der Reform, Die Reformbewegung gipfelte in der Einführung der maßgeblich von Ito Hirobumi nach preußischem Vorbild ausgearbeitete Verfassung vom 11.02.1889, die Japan formell zur konstitutionellen Monarchie machte. 1890 wurde zwar das Parlament einberufen, doch konnte sich die parlamentarische Regierungsform aufgrund der starken Stellung von konstitutionell zu institutionalisierten Körperschaften wie z.B. dem „Rat der Älteren Staatsmänner“ (Genro) nicht durchsetzen. Daneben etablierte sich das Militär als von Exekutive und Legislative unabhängige Gewalt unterhalb der Souveränitätsebene des Kaisers.
Außenpolitisch suchte Japan eine Revision der seit 1854 mit den Westmächten geschlossenen ungleichen Verträgen zu erlangen. Diese Verhandlungen zeigten seit 1894 Erfolg, wozu auch Japans militärische Erfolge im Chinesisch-Japanischen Krieg (1894/95) beitrugen. Nach dem Frieden von Shimonoseki vom 17.4.1895 musste China die Unabhängigkeit Koreas anerkennen, Formosa und die Pescadores abtreten und eine hohe Kriegsentschädigung zahlen; auf die Halbinsel Liaodong mit Port Arthur musste Japan wegen Einspruchs Russlands, Deutschlands und Frankreichs verzichten. 1899 erreichte Japan die Aufhebung der Exterritorialität. 1900 beteiligte sich Japan als gleichberechtigter Partner an der Niederwerfung des Boxeraufstands in China. Nachdem sich Japan 1902 durch das Bündnis mit Großbritannien die diplomatische Rückendeckung gesichert hatte, begann es im Februar 1904 mit dem Überfall auf die russische Flotte in Port Arthur den Krieg gegen Russland, mit dem es seit 1903 wegen der Mandschurei in Verhandlungen stand (Russisch-Japanischer Krieg 1904/05). Der Friede von Portsmouth vom 5.9.1905 ließ Japan zwar ohne finanzielle Kriegsentschädigung, es erhielt aber die russischen Pachtrechte auf das Guangdong-Gebiet mit der südmandschurischen Bahnzone und die Südhälfte von Sachalin. Korea, das es 1905 seinem Protektorat unterstellt hatte, konnte Japan 1910 vollständig annektieren. Gleichzeitig einigte es sich mit Russland über die Aufteilung der Mandschurei in eine (nördliche) russische und eine (südliche) japanische Interessensphäre. So war Japan noch vor dem Ersten Weltkrieg zur Großmacht und zur anerkannten Vormacht in Ostasien geworden. Am 30.7.1912 starb Mutsuhito (genannt Meiji-Tenno) und sein Sohn Yoshihito (1879-1926) bestieg unter der Devise „Taisho“ (Große Gerechtigkeit) den Thron.