Japan – Buddhismus
Im Buddhismus nähern sich die Japaner echtem Glauben am dichtesten. Das Halbdunkel buddhistischer Tempel, die monoton-schwermütigen Rezitationen der Mönche, brennende Kerzen und duftende Räucherstäbchen und der schicksalsschwere dumpfe Ton der Trommeln schaffen eine Stimmung, welche die Menschen aus ihrer irdischen Gebundenheit lösen. Hier wird verständlich, daß mit dem Tod die Stunde der buddhistischen Priester kommt. Allerdings hat die Verbundenheit der Japaner mit dem Buddhismus auch einen real-politschen Hintergrund. Anfang des 17. Jahrhunderts ordnete der Schogun Ieyasu die Registrierung aller Personen im nächstgelegenen buddhistischen Tempel an, um die Christen, die er ausrotten wollte, zu zwingen, sich zu ihrem Glauben zu bekennen. Damit bürgerte sich eine Zugehörigkeit jedes einzelnen zu irgendeinem buddhistischen Tempel ein, die, wenn überhaupt, heute noch darin überlebt, dass die Familiengräber auf den Friedhöfen jener Tempel liegen. Gewiss haben sich im Laufe der Jahrhunderte unzählige buddhistische Priester und Gelehrte auch in Japan mit dem Nirwana beschäftigt, mit der Erlösung aus dem Kreislauf des Leidens, aber die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist ihnen dabei nicht gefolgt. Am Anfang galt der aus Nordindien stammende und über China nach Japan gekommene Buddhismus ohnehin nur als Lehre für den Kaiserhof, den Adel und die Beamten, während dem Volk der Schintoismus blieb. Später dann, um 1200, bei der Ausbreitung über das ganze Land, stutzte sich das Volk diesen schwierigen Glauben auf seine einfachen irdischen Bedürfnisse zurecht. Die Angst vor grässlichen Höllenstrafen und vor unzähligen Wiedergeburten auf dem leidvollen Weg ins Nirwana hat die Japaner nie sonderlich beunruhigt. Jeder konnte in Japan zum Buddha werden, also Erlösung finden, durch die Praktizierung einfacher Rituale, womit sich die meisten zufriedengaben. Noch heute stehen in den meisten japanischen Haushalten Familienschreine, in denen die Verstorbenen verehrt werden, indem man ihnen täglich frische Nahrung anbietet, fast so, als weilten sie noch unter den Lebenden.