Japan – Miyajima

Japan

Die Hauptattraktion der Insel Miyajima ist zweifellos der Itsukushima Schrein.

Es war schon eine faszinierende Idee, einen Schrein in das Meer zu bauen. Einen eindeutigen Grund dafür kann man heute nicht mehr angeben, aber es gibt zwei mögliche Erklärungen. Zum einen ist der Schrein der Göttin des Meeres geweiht und man wollte vielleicht einen mythologischen Rygu jo (Drachen-Palast) bauen. Oder der Schrein sollte den buddhistischen Glauben vom „reinen Land“ widerspiegeln, nach dem die Seelen Verstorbener in Booten ins Gokuraku Jodo (Paradies, buddhistisches reines Land) gelangen. Was auch immer der Grund war, der Schrein bietet einen großartigen Anblick, der menschliche Kunstfertigkeit und die Natur in Harmonie verbindet.

Der Hauptschrein soll im Jahre 593 von Saeki-Kuramoto errichtet worden sein. Eine erste Nennung des Itsukushima Schreines in der japanischen Geschichte erfolgte im Nihon Koki (Anmerkungen zu Japan) datiert um 881, zusammen mit anderen berühmten Schreinen. Während der Ära der Taira-no-Kiyomori wurde er für den Heike-Clan ungefähr 1168 zum Familien-Schrein. Als die Macht des Heike-Clans größer wurde, stieg auch die Anzahl der Schreinbesucher und er wurde auch unter den Mitgliedern des Kaiserhofes bekannt. Der Kaiser und sein Hof statteten dem Schrein immer öfter Besuche ab. Bugaku, uralter japanischer Hoftanz, wurde in dieser Zeit oft hier aufgeführt. Sogar nach dem Fall des Heike-Clans behielt der Itsukushima Schrein seine Popularität.

Der Hauptschrein wurde durch Feuer 1207 und 1223 beschädigt, und mit jeder Restaurierung sollen die Gebäude in Größe und Aussehen geändert worden sein. Es ist überliefert, daß der Schrein von einem Taifun im Jahre 1325 wieder stark beschädigt wurde, und die Anlage nach der anschließenden Restaurierung ihr jetziges Aussehen erhielt.

Von der Kamakura-Epoche bis zur Zeit der Bürgerkriege, als die politische Situation instabil war, nahm der Einfluß des Schreins ab und er wurde allmählich abgelehnt. Als Mori Motonari 1555 den Kampf von Itsukushima gewann, kam der Schrein unter seine Kontrolle und kam wieder zu Ansehen. Toyotomi Hideyoshi besuchte während einer Reise nach Kyushu den Schrein und ordnete den Bau einer großen Bibliothek für buddhistische Sutras an.

Die zinnoberrotfarbene Tori im Meer vor dem Itsukushima-Schrein ist weltweit als ein Symbol Japan’s bekannt. Bereits zur Heian-Zeit soll es Aufzeichnungen nach eine Tori an dieser Stelle gegeben haben, deren Form und Struktur aber unbekannt sind. Der Bau der jetzigen Tori, der achten seit der Heian-Zeit, begann am 17.Oktober 1874 (Meiji 7) und wurde im Juli 1875 beendet (Meiji 8). Das dazu benötigte Holz wurde in der Kyushu- und der Kagawa-Präfektur in Shikoku, sowie aus Wäldern in der Miyazaki-Präfektur ausgewählt. Die Höhe der Tori beträgt ungefähr 16 Meter. Die Hauptpfeiler sind 13,40 Meter hoch und 9,90 Meter im Durchmesser, der Querbalken ist 23,30 Meter lang. Die Tori ist ca. 212 Meter vom Haiden (der Haupthalle) und 173 Meter vom Hitasaki (der Frontlaterne) entfernt.

Der Hauptschrein hat eine Grundfläche von 23,80 mal 11,60 Meter und wurde im ichiju ryonagare Stil errichtet. Das gegenwärtige Gebäude wurde im Jahre 1571 (Genki 2) von Mori-Motonari errichtet.

Die Hirabutai (breite Bühne) vor dem Hauptschrein mit einer Fläche von ungefähr 554 Quadratmetern hat eine lange, schmale Verlängerung bis zur Hitasaki (Frontlaterne). Diese Art Steg wurde für die Abfahrt und Ankunft der Schreingottheit während des Kangensais (Musikfest) genutzt. Die zinnoberrote Tori vorn, das blaue Meer, außerdem das grüne Laub des Gebirges, das alles gibt einen phantastischen Gegensatz. Die Anzahl der Grundsteine für die breite Bühne sowie für den Steg beläuft sich auf 239 und man sagt, daß sie alle von Mori-Motonari gestiftet wurden. Die Takabutai (Hochbühne) befindet sich in der Mitte auf der breiten Bühne und wurde für Bugaku-Aufführungen (japanischer Hoftanz) genutzt. Die Grundfläche dieser Bühne beträgt ca. 5,20 mal 6,36 Meter. Die gegenwärtige Bühne wurde 1546 (Tenbun 15) errichtet. Sie soll die kleinste Bühne für Bugaku-Aufführungen in Japan sein.

Die Noh Butai (Noh Bühne), errichtet im ichiju kiritsuma Stil, hat wie das Schreingebäude ein mit japanischer Zypresse gedecktes Dach. Ein tsubo (großer mit Wasser gefüllter Topf) wird normalerweise unter dem Fußboden einer Noh-Bühne plaziert um einen guten Nachhall zu erzeugen. Da diese Bühne aber über dem Meer errichtet wurde, konnte ein tsubo nicht benutzt werden. Der Fußboden ist stattdessen so errichtet worden, daß er wie ein einzelnes großes Brett erscheint, um den Klang zu verbessern. Der Fußboden funktioniert ähnlich einer großen Trommel. Interessant sind auch die Tonänderungen mit Ebbe und Flut.

Die 28 Meter hohe, fünfetagige Pagode wurde ganz in chinesischem Stil entworfen. Im Inneren gibt es zahlreiche Darstellungen wie einen Drachen, Arabesken, verschiedene Paradiesvögel und einen Phönix, die alle noch sehr gut erhalten sind. Die Pfeiler sind rot und oben mit Gold dekoriert. Auf den Wänden sind Buddha und andere heilige Bilder zu sehen. Als eines der strukturellen Merkmale der Pagode muß erwähnt werden, daß der zentrale Pfeiler der Pagode nicht bis zu ihrer Spitze reicht, wie es üblicherweise der Fall ist, sondern nur bis zur zweiten Etage. Außerdem sind die dritte und die vierte Etage nicht zentral miteinander verankert. Dies ist einer der Gründe, warum die Pagode auch bei starkem Wind noch sehr stabil ist.

Der Shamoji (hölzerner Reislöffel) ist eines der populärsten Souvenirs der Insel Miyajima. Dessen Herstellungsmethode wurde während der Edo Periode von einem buddhistischen Priester namens Seishin entwickelt. Seine Form ist die einer Biwa, einem lautenähnlichen Musikinstrument, das mit Benzaiten, einem der sieben Glücksgottheiten in Verbindung gebracht wird. Das Hauptmerkmal dieser Reislöffel ist die Tatsache, dass kein Holz-Geschmack auf den Reis übertragen wird und daß er hitzebeständig ist. Einen Shamoji gibt es in vielen verschiedenen Größen, so gibt es ihn von 15 – 18 cm bis zu einer Länge von 1,80 m. Die großen werden auch zur Dekoration, als Glücksbringer oder eben als Souvenir benutzt.

Der Daishoin Tempel ist der Hauptsitz des Mimuro Zweigs der buddhistischen Shingon Sekte und verantwortlich für die Organisation aller Rituale, die im Itsukushima Schrein vollzogen werden. Im Jahre 1888 wurde dieser Tempel komplett durch Feuer zerstört, mit Ausnahme der Daishido Halle. Die heutigen Gebäude sind also Reproduktionen.

Bei einer Wanderung auf dem Berg Misen kann man auch durchaus auf dort frei lebende Affen stoßen, insbesondere in der Nähe der oberen Seilbahn-Station. Es empfiehlt sich also, stets ein wachsames Auge auf den eigenen Reiseproviant zu haben.

Die Insel befindet sich ca. 10 km südlich von Hiroshima und ist in wenigen Minuten mit einer Fähre zu erreichen. Interessanterweise ist die Ablegestelle der Fähre am Festland ein wenig wie ein Schreingebäude des Itsukushima Schreins gestaltet.