Japan – Nara

Im Jahre 710 machte die Kaiserin Gemmyo mit dem ungeschriebenen Gesetz, mit jedem neuen Kaiser die Hauptstadt zu wechseln, Schluß und wählte Nara wieder zu ihrer Hauptstadt. Dieser Zustand währte allerdings nur 75 Jahre. 794 wurde nach einigem Hin und Her Kyoto zur Hauptstadt und blieb dies bis 1868. Während dieser kurzen Zeitspanne der Nara-Periode wurde unter dem Einfluß Chinas der Grundstein zur japanischen Kultur gelegt. Die Übernahme des Buddhismus als Staatsreligion blieb nicht ohne Einfluß auf Regierung, Kunst, Literatur und Architektur. Im Gegensatz zu Kyoto brach nach dem Ende der Zeit Naras als Hauptstadt nicht eine Welle der Zerstörung über die Stadt herein, so daß eine Vielzahl prächtiger Gebäude noch erhalten sind.

In dem nach chinesischem Vorbild rechtwinklig angelegten Straßennetz aus dem 8. Jahrhundert findet man sich schnell zurecht. Innerhalb des Stadtzentrums und dem angrenzenden Nara-koen kann man alles bequem zu Fuß erkunden.

Der 1880 aus Ödland gewonnene Nara-koen(Park) erstreckt sich über ein weitläufiges Gebiet. In zwei Stunde kann man so ziemlich den kompletten Park durchgrasen. Wenn man sich zusäztlich noch die Sehenswürdigkeiten anschaut, braucht man ca. einen halben Tag. Zu den Besonderheiten des Nara-koen gehört das Rotwild. Die über 1000 Tiere sind fast handzahm und lassen sich zwar nicht gerade sehr gerne streicheln, aber dafür um so lieber füttern. An fast jeder Ecke kann man zu diesem Zweck spezielle Kekse kaufen. Meistens ist man dann schon komplett von freundlichem Rotwild umstellt ….

Der Kofuku-ji wurde ursprünglich in Kyoto erbaut und dann im Jahre 710 als Haupttempel der Fujiwara-Familie an seinen heutigen Standort versetzt. Ein Großteil der Anlage fiel im Laufe der Jahre immer wieder Feuerbrünsten zum Opfer, insbesondere die 5-etagige Pagode, die heute zu den Wahrzeichen Naras zählt. Die heutige Pagoda stammt aus dem Jahre 1426. Ansonsten stehen von den einst 175 Bauwerken heute nur noch zwölf. Hier findet man auch die Nationale Schatzkammer (kokuhokan), die Östliche Haupthalle (tokondo), die oktagonale Hokuendo Halle und die Nan´endo Halle. Am 3. Februar findet in jedem Jahr hier eine Zeremonie zur Austreibung von Dämonen statt und jeweils im Mai Noh-Vorstellungen.

Der Todai-ji wurde während der Regierungszeit des Kaisers Shomu als der Zentraltempel des kokubunji-Systems der staatlich geförderten Tempel im 8. Jahrhundert erbaut. Heute gehört diese Tempelanlage zu den Attraktionen Nara´s nicht zuletzt wegen des Großen Buddhas im Daibutsu-den, der Haupthalle des Tempels. Diese Halle ist das weltweit größte Bauwerk aus Holz. Der heutige Bau stammt aus dem Jahre 1709. Das über 16 m hohe Standbild des Buddha besteht aus Bronze, Gold und mehreren Tonnen pflanzlichem Wachs. Die heutige Figur ist allerdings um ein Drittel kleiner als Original aus dem Jahre 764!

Im 8. Jahrhundert errichtete die Fujiwara-Familie für ihre “shintoistischen Belange” den Kasuga Taisha. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieser Schrein, einem Shinto-Brauch entsprechend, alle 20 Jahre vollständig erneuert. Der Schrein steht am Fuße eines Berges im Nara-koen. Über die ganze Anlage verteilt findet man Tausende von Laternen aus Stein oder Bronze. Bekannt ist der Schrein auch für die im Frühjahr prächtig blühenden Glyzinien. Auch der Botanische Garten des Schreins erweist sich als sehr interessant für Pflanzenliebhaber. Mehrmals im Jahr finden Gagaku und Bugaku-Vorstellungen statt. Am beliebtesten sind aber das Laternenfest am 15. August und die Kostüm-Prozession in der Zeit vom 15. bis 18. Dezember.